Weißt du, was ein echter Hygge-Moment ist? Wenn du an einem grauen Nachmittag in eine dänische Bäckerei schlenderst und dieser unwiderstehliche, warme Duft von Zimt und Butter dich einhüllt. Genau dieses Gefühl der absoluten Geborgenheit kannst du dir nach Hause holen – und ich verspreche dir, es ist einfacher, als du denkst. Die berühmten dänischen Zimtschnecken, oder wie die Dänen liebevoll sagen: Kanelsnegle, sind kein gut gehütetes Geheimnis. Sie sind eine Einladung, es sich gemütlich zu machen und mit den Händen etwas zu erschaffen, das nicht nur unglaublich lecker schmeckt, sondern auch die Seele wärmt. Du musst kein Bäckermeister sein, um sie zu backen. Du brauchst nur ein bisschen Zeit, Liebe zum Detail und die Bereitschaft, dich von diesem wunderbaren Teig verzaubern zu lassen. Also, schnapp dir deine Schürze und lass uns gemeinsam dieses klebrig-süße Wunder vollbringen.
Zutatenliste
Bevor wir starten, eine wichtige Grundregel: Alle Zutaten sollten zimmertemperiert sein. Kalte Milch oder Eier verzögern die Teigentwicklung, und wir wollen ja, dass unser Hefeteig schön locker und geschmeidig wird. Nimm also alles rechtzeitig aus dem Kühlschrank.
Für den Hefeteig:
- 500 g Weizenmehl (Type 550 – die goldene Mitte für einen weichen, aber stabilen Teig)
- 250 ml lauwarme Milch (lauwarm bedeutet: sie sollte sich angenehm auf der Haut anfühlen, nicht heiß!)
- 75 g weiche Butter
- 75 g Zucker
- 1 Päckchen Trockenhefe (oder 21 g Frischhefe)
- 1 Prise Salz (nicht vergessen, es balanciert die Süße perfekt aus)
- 1 Ei (Größe M)
Für die Zimt-Zucker-Füllung:
- 150 g weiche Butter (hier ist „weich“ das Zauberwort!)
- 150 g brauner Zucker (der gibt eine leichte Karamellnote)
- 2 gehäufte EL Zimt (sei nicht schüchtern, das ist das Herzstück!)
- Eine Prise Vanillepulver oder der Inhalt einer halben ausgekratzten Vanilleschote (das macht den Unterschied)
Zum Bestreichen und Verzieren:
- 1 Eigelb mit einem Schuss Milch verquirlt
- Etwas Hagelzucker oder eine einfache Glasur aus Puderzucker und etwas Zitronensaft
Schritt-für-Schritt-Anleitung
1. Der Teig: Wo die Magie beginnt
Gib das Mehl in eine große Rührschüssel und vermische es mit der Trockenhefe und der Prise Salz. Jetzt kommt der Trick, um die Hefe zu aktivieren: Verrühre die lauwarme Milch mit dem Zucker und dem Ei, bis sich der Zucker fast aufgelöst hat. Gieße diese Mischung nach und nach zum Mehl und knete alles zunächst mit den Knethaken deines Handrührgeräts oder von Hand zu einem groben Teig. Sobald keine trockenen Stellen mehr zu sehen sind, kommt die weiche Butter Stück für Stück dazu. Jetzt heißt es: Geduld! Knete den Teig mindestens 7-10 Minuten lang, bis er sich wunderbar geschmeidig anfühlt, nicht mehr klebt und schön glatt ist. Er sollte fast seidig schimmern. Ein kleiner Test: Drücke mit einem Finger leicht in den Teig – er sollte sich langsam wieder zurückziehen. Das ist das Zeichen, dass er perfekt ist.
2. Das Gehen lassen: Die Ruhe vor dem (Zimt-)Sturm
Forme den Teig zu einer Kugel, gib ihn zurück in die leicht geölte Schüssel und decke sie mit einem feuchten Geschirrtuch oder Klarsichtfolie ab. Jetzt suchst du ihm ein warmes, zugfreies Plätzchen. Die Heizung, der Ofen mit eingeschalteter Lampe oder einfach eine Ecke in der Küche sind ideal. Lass ihn dort für ca. 1-1,5 Stunden gehen, bis er sich deutlich verdoppelt hat. Mach dir in der Zwischenzeit einen Tee und genieße die Vorfreude.
3. Die Füllung: Der klebrige Kern des Ganzen
Während der Teig geht, bereitest du die Füllung vor. Es ist so einfach wie genial: Verrühre die weiche Butter mit dem braunen Zucker, dem Zimt und der Vanille zu einer cremigen Masse. Sie sollte streichfähig, aber nicht flüssig sein.
4. Das Formen: Wo aus einem Teigfladen Kunst wird
Nimm den aufgegangenen Teig vorsichtig aus der Schüssel und drücke ihn kurz zusammen, um große Luftblasen zu entfernen. Jetzt kommt der entscheidende Moment: Rolle ihn auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche zu einem großen Rechteck von ca. 40×30 cm aus. Versuche, die Dicke möglichst gleichmäßig zu halten.
Nun bestreiche die gesamte Fläche bis auf einen schmalen Rand lückenlos mit der Zimt-Butter-Mischung. Ein Tipp: Wenn die Butter zu weich ist und dir das Verteilen schwerfällt, stell die Schüssel für 5 Minuten in den Kühlschrank.
Jetzt rollst du den Teig straff von der längeren Seite her auf. Wichtig: Drücke die Rolle immer wieder leicht an, damit am Ende keine großen Lufteinschlüsse entstehen. Du hast jetzt eine lange, gefüllte Teigrolle vor dir.
5. Das Schneiden: Die Geburt der Schnecken
Nimm ein langes, scharfes Messer oder – mein Geheimtipp – ein unscheinbarer Faden. Mit dem Faden erzielst du die saubersten Schnitte, ohne die Rolle zu quetschen. Leg den Faden unter die Rolle, kreuz die Enden über der Rolle und ziehe sie fest zusammen. So schneidest du die Rolle in 12 gleichmäßige Stücke.
6. Die letzte Ruhephase und das Backen
Lege die Schnecken mit der Schnittseite nach oben in eine gefettete oder mit Backpapier ausgelegte Form. Sie sollten etwas Abstand zueinander haben, denn sie werden noch ein letztes Mal aufgehen. Lass sie für weitere 30 Minuten zugedeckt gehen. In der Zwischenzeit heizt du deinen Ofen auf 180°C Ober-/Unterhitze (160°C Umluft) vor.
Bestreiche die Schnecken vor dem Backen vorsichtig mit der Eigelb-Milch-Mischung – das gibt ihnen diesen wunderbaren Goldton. Backe sie für 20-25 Minuten in der Mitte des Ofens, bis sie goldbraun und duftend sind.
Anmerkungen und Variationen
Häufige Fehler und wie du sie vermeidest:
- Der Teig geht nicht: Entweder war die Milch zu heiß und hat die Hefezellen abgetötet, oder der Ort war zu kalt. Stell die Schüssel notfalls in ein lauwarmes Wasserbad.
- Die Füllung läuft aus: Du hast die Füllung zu dicht an den Rand gestrichen oder die Rolle nicht straff genug gerollt. Lass am Rand ruhig 1-2 cm frei.
- Die Schnecken sind innen roh: Der Ofen war zu heiß, außen ist es schnell dunkel, innen bleibt der Teig roh. Backe sie lieber bei etwas niedrigeren Temperaturen etwas länger. Mach den Klopftest: Sie sollten sich unten hohl anhören.
Lass deiner Kreativität freien Lauf:
Die klassische Zimtschnecke ist perfekt, aber warum nicht experimentieren?
- Kardamom: Gib einen gehäuften Teelöffel gemahlenen Kardamom in den Teig. Das ist der ultimative dänische Geheimtipp und verleiht eine wunderbare Würze.
- Apfel-Zimt: Verteile fein gewürfelte, geschälte Äpfel (z.B. Boskop) auf der Zimtbutter.
- Schoko-Haselnuss: Ersetze die Zimtfüllung durch Nuss-Nougat-Creme und grob gehackte Haselnüsse.
- Käse-Spezialität: Für eine herzhafte Variante lässt du den Zucker weg und bestreichst den Teig mit Kräuterbutter, bevor du ihn mit geriebenem Emmentaler und etwas Speck füllst.
Und jetzt das Wichtigste: Nimm dir die erste, dampfend heiße Zimtschnecke, setz dich hin und beiße herzhaft hinein. Dieser Moment, in dem der weiche Teig, die zuckrige, buttrige Füllung und der aromatische Zimt sich auf deiner Zunge vereinen – das ist purer Genuss, selbst gemacht. Das ist mehr als nur ein Gebäck. Das ist ein Stück dänische Gemütlichkeit, direkt aus deinem Ofen. Guten Appetit, oder wie der Däne sagt: Velbekomme!




