Inhaltsverzeichnnis

Weißt du noch, wie es duftet, wenn du in Frankreich an einer echten Boulangerie vorbeiläufst? Dieses unwiderstehliche Aroma von frisch gebackenem Brot, das dir direkt das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Für mich ist das der reinste Seelentröster. Und ich verrate dir ein kleines Geheimnis: Dieses Gefühl, dieses knusprige, luftige Wunder, kannst du ganz einfach in deiner eigenen Küche erschaffen. Ja, wirklich! Ein selbstgemachtes, französisches Baguette klingt vielleicht nach Hochalchimie, aber ich verspreche dir: Es ist reine Handwerkskunst, und du hast alles, was du brauchst, schon zu Hause. Es geht nicht um komplizierte Zutaten, sondern um das Verständnis für den Teig, ein bisschen Geduld und die pure Liebe zum Handwerk. Lass uns gemeinsam dieses Abenteuer angehen und deine Küche in eine französische Backstube verwandeln. Du wirst sehen, es ist ein kleines Ritual der Achtsamkeit, das am Ende mit dem wohl befriedigendsten Knuspergeräusch der Welt belohnt wird.

Zutatenliste

Das Schöne ist die Einfachheit. Du brauchst nur vier Zutaten. Aber hier kommt der erste Profi-Tipp: Die Qualität macht den Unterschied, vor allem bei einem so schlichten Rezept.

  • 500 g Weizenmehl Type 550 oder Type 650. Keine Panik, du kannst auch normales Type 405 nehmen, aber die höhere Type gibt dem Baguette mehr Kraft und eine schönere Porung. Falls du mal experimentieren willst, nimm 450 g Weizenmehl und 50 g Dinkelmehl 630 – das gibt eine wunderbare nussige Note.
  • 360 ml lauwarmes Wasser. „Lauwarm“ bedeutet: Es sollte sich angenehm anfühlen, wie eine Babyflasche auf der Innenseite deines Handgelenks. Zu heiß und du tötest die Hefe, zu kalt und sie schläft nur.
  • 10 g Salz. Gutes Meersalz oder Steinsalz ohne Jod. Das Salz ist der Geschmacksverstärker schlechthin.
  • 5 g frische Hefe oder alternativ 2 g Trockenhefe (etwa ein halbes Tütchen). Ja, das ist sehr wenig Hefe! Das ist der Schlüssel zu einer längeren, aromatischen Gehzeit. Wenn du nur Trockenhefe da hast, ist das absolut in Ordnung.

Schritt-für-Schritt-Anleitung

1. Die Autolyse: Der geheime Start für einen besseren Teig

Bevor es richtig losgeht, machen wir einen kleinen Zaubertrick, der „Autolyse“ heißt. Nimm einfach das Mehl und das Wasser und vermische sie nur grob in einer großen Schüssel. Es muss kein glatter Teig sein, nur alles gut benetzt. Dann decke die Schüssel ab und lass diese Mischung für mindestens 30 Minuten einfach nur ruhen. In dieser Zeit tun die Mehlpartikel Magisches: Sie saufen das Wasser auf, das Klebernetzwerk (Gluten) beginnt sich ganz von alleine zu bilden. Das Ergebnis? Ein viel geschmeidigerer Teig, der später viel besser deine Gärgase halten kann – und du musst weniger kneten! Ein absoluter Game-Changer.

2. Kneten und Falten: Wo die Magie passiert

Jetzt gibst du die Hefe und das Salz zur Mehl-Wasser-Mischung. Wichtig: Gib das Salz nicht direkt auf die Hefe, das mag sie nicht so gerne. Nun beginnt das Kneten. Du musst hier keine 20 Minuten lang Muskeln spielen lassen. Unser Ziel ist ein weicher, leicht klebriger, aber geschmeidiger Teig. Nimm ihn aus der Schüssel und knete ihn etwa 8-10 Minuten von Hand auf der Arbeitsfläche. Er wird kleben, das ist gut so! Arbeite mit einem Teigschaber, wenn es dir hilft.

Nach dem Kneten kommt eine besondere Technik: das Falten. Lege den Teig zurück in die geölte Schüssel, decke ihn ab und lass ihn 2 Stunden bei Raumtemperatur ruhen. In dieser Zeit nimmst du ihn alle 30 Minuten vorsichtig aus der Schüssel, dehnst ihn leicht zu einem Rechteck und faltest ihn wie einen Brief: erst die linke Seite zur Mitte, dann die rechte, dann von oben nach unten. Das stärkt den Teig unglaublich, ohne ihn zu sehr zu stressen.

3. Formen und die entscheidende letzte Gare

Nach etwa 2 Stunden sollte sich dein Teig fast verdoppelt haben. Jetzt stürzt du ihn vorsichtig auf eine bemehlte Fläche und teilst ihn in zwei oder drei gleich große Stücke. Jedes Stück formst du vorsichtig zu einem Oval, deckst es ab und lässt es nochmal 15 Minuten ruhen.

Nun kommt der ikonische Baguette-Form: Drücke ein Teigstück vorsichtig zu einem Rechteck. Nimm die obere Kante und falte sie zur Mitte, drücke die Naht leicht an. Dann nimmst du die untere Kante und faltest sie ebenfalls zur Mitte. Jetzt rollst du den Teig von oben nach unten zu einer festen Rolle, wobei du die Naht mit den Handballen immer schön andrückst. Rolle ihn dann vorsichtig zu der typischen, länglichen Form aus. Das ist der Moment, in dem dein Baguette Gestalt annimmt!

Lege die geformten Baguettes auf ein bemehltes Backtuch und stütze die Seiten mit den hochgeklappten Falten des Tuches ab, damit sie ihre Form behalten. Jetzt muss der Teig noch einmal gehen – die Stückgare. Das dauert etwa 45-60 Minuten. Hier ist Geduld gefragt! Ein guter Test: Drücke ganz vorsichtig mit dem Finger in den Teig. Wenn die Delle nur sehr langsam zurückgeht, ist er bereit.

4. Einschneiden und Backen: Der große Finale

Heize deinen Ofen jetzt voll auf auf 250°C Ober-/Unterhitze vor. Stelle eine feuerfeste Form mit etwas Wasser auf den Boden des Ofens – das erzeugt Dampf, der für die knusprige Kruste essentiell ist!

Nimm die Baguettes vorsichtig vom Tuch und lege sie auf ein mit Backpapier belegtes Blech. Jetzt kommt der ikonische Schnitt! Mit einem Rasiermesser oder einem sehr scharfen Messer schneidest du schräg und zügig 4-5 etwa 1 cm tiefe Einschnitte. Zögere nicht, sei entschlossen!

Schiebe das Blech in den Ofen und gieße vorsichtig noch ein kleines Glas Wasser in die heiße Form unten, um eine Dampfkammer zu erzeugen. Achtung, der Dampf ist sehr heiß! Backe die Baguettes für 10 Minuten bei 250°C, dann reduziere die Temperatur auf 220°C und backe weitere 15-20 Minuten, bis sie tiefgolden und wunderbar knusprig sind. Das Klopfgeräusch auf der Unterseite sollte hohl klingen.

Anmerkungen und Variationen

Herzlichen Glückwunsch! Du hast gerade dein erstes echtes Baguette gebacken. Jetzt kommt der schwerste Teil: Lass es auf einem Gitterrost komplett auskühlen, bevor du anschneidest! Das ist absolut entscheidend, sonst wird es innen pappig.

Häufige Fehler und ihre Lösungen

  • Der Teig geht nicht auf? Meistens liegt es an der Hefe (zu alt) oder am Wasser (zu heiß). Oder es war einfach zu kalt in der Küche. Stell die Schüssel in den kalten Ofen mit eingeschalteter Lampe, das schafft ein perfektes Mikroklima.
  • Die Kruste wird nicht knusprig? Du hattest nicht genug Dampf. Beim nächsten Mal mehr Wasser in die Form kippen oder mit einer Sprühflasche direkt in den Ofen sprühen.
  • Das Baguette ist zu dicht? Entweder war die Gehzeit zu kurz, oder du hast den Teig beim Formen zu stark zusammengedrückt. Sei immer sanft mit ihm!

Spiel mit dem Rezept!

Trau dich, zu variieren! Gib beim Kneten einen guten Schuss Olivenöl und einige frische, gehackte Rosmarinnadeln in den Teig – himmlisch zu Grillgerichten. Oder mische Sonnenblumen- und Kürbiskerne unter. Das klassische französische Baguette Rezept ist deine Leinwand. Backe, probiere, scheitere manchmal und backe wieder. Denn am Ende geht es nicht nur um das Brot, sondern um das pure, unverfälschte Glück, das du mit deinen eigenen Händen erschaffen hast. Guten Appetit!

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