Weißt du, es gibt diese Geschmackserlebnisse, die bleiben einfach für immer im Gedächtnis. Bei mir war es ein kleines, unscheinbares Glas mit einer dunkelbrauren, fast schwarzen Paste, das ich bei einem Grillabend bei Freunden entdeckte. Neugierig wie ich bin, habe ich mir eine ordentliche Portion auf meine Bratwurst geklatscht – und war sofort hin und weg. Süße, Tiefe, eine wunderbare Würze und dieses unglaubliche Aroma… das war kein gewöhnlicher Senf. Das war Feigen-Senf, und er hat mein Grillleben für immer verändert.
Seit diesem Abend war es mein erklärtes Ziel, das perfekte Rezept für diesen himmlischen Brotaufstrich zu finden. Nach unzähligen Versuchen, bei denen mal das eine, mal das andere nicht ganz gestimmt hat, kann ich dir heute mit Gewissheit sagen: Dies hier ist es. Die eine, wahre Version. Warum? Weil sie die perfekte Balance findet. Sie ist nicht einfach nur süß, sondern komplex. Sie ist würzig, ohne dich zu erschlagen. Und sie ist so vielseitig, dass du sie zu allem essen könntest – ja, ich habe sie auch schon löffelweise direkt aus dem Glas genossen.
Zutatenliste
Das Schöne an diesem Rezept ist, dass du keine exotischen Zutaten brauchst. Vieles hast du wahrscheinlich schon da. Achte besonders auf die Qualität des Senfs, das macht einen riesigen Unterschied!
- 200 g getrocknete Feigen (am besten die kleinen, intensiven türkischen oder griechischen)
- 250 ml guter, kräftiger Rotwein (trink, was dir schmeckt – kein Kochwein!)
- 1 kleine Zwiebel
- 2 Knoblauchzehen
- 3 EL Olivenöl
- 150 g mittelscharfer Senf (bitte kein süßer!)
- 2 EL Honig (oder Ahornsirup für eine vegane Variante)
- 1 EL Balsamico-Essig
- 1 TL Gemüsebrühe (als Paste oder selbstgemacht)
- 1 Msp. Zimt
- 1 Prise Chiliflocken (oder Cayennepfeffer)
- Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
Schritt-für-Schritt-Anleitung
1. Die Feigen einweichen und vorbereiten
Nimm die getrockneten Feigen und schneide die harten Stielansätze mit einem kleinen Messer ab. Hacke sie dann grob. Das muss nicht perfekt sein, sie werden später ohnehin püriert. Gib die Feigenstücke zusammen mit dem Rotwein in einen kleinen Topf. Bring das Ganze kurz zum Kochen, nimm es dann sofort von der Platte und lass es mindestens 30 Minuten, besser länger, ziehen. Die Feigen saugen sich voll und werden wunderbar weich, und der Wein nimmt ihr ganzes Aroma auf.
2. Die Basis aromatisieren
In der Zwischenzeit hackst du die Zwiebel und den Knoblauch fein. Erhitze das Olivenöl in einer Pfanne und dünste beides darin bei milder Hitze glasig an. Es soll nicht braun werden, sondern nur sein Süße und sein Aroma entwickeln. Das ist die geschmackliche Grundlage für deinen Senf!
3. Alles vereinen und köcheln
Gieb die eingeweichten Feigen mitsamt dem gesamten Rotwein in den Topf zu den angebratenen Zwiebeln. Füge die Gemüsebrühe, den Zimt und die Chiliflocken hinzu. Lass alles jetzt bei niedriger Hitze ca. 15-20 Minuten sanft vor sich hin köcheln, bis die Flüssigkeit etwas reduziert ist und die Feigen komplett weich und matschig sind. Vergiss nicht, ab und zu umzurühren.
4. Pürieren und verfeinern
Nimm den Topf vom Herd und lass die Masse ein paar Minuten abkühlen. Dann pürierst du alles fein. Ein Stabmixer ist dafür das perfekte Werkzeug. Jetzt kommt der eigentliche Senf dazu! Rühre ihn zusammen mit dem Honig und dem Balsamico-Essig unter die pürierte Feigenmasse. Schmecke alles intensiv ab mit Salz und einer guten Portion schwarzem Pfeffer. Hier entscheidet sich alles! Soll es süßer sein? Noch ein Löffelchen Honig. Sauer? Etwas mehr Balsamico. Schärfe? Noch eine Prise Chili. Sei mutig und taste dich voran!
5. Abfüllen und die hardest part: Warten!
Fülle deinen fertigen Feigen-Senf in saubere, am besten ausgekochte Gläser ab. Verschließe sie gut. Und jetzt kommt der schwerste Teil des ganzen Rezepts: Du musst ihm mindestens 24 Stunden Zeit im Kühlschrank geben! Wirklich. Die Aromen müssen sich erst setzen, vermählen, kennenlernen. Der Senf verliert seine erste Schärfe, die Feigensüße wird runder, und alles wird zu einer homogenen, unvergleichlichen Paste. Es lohnt sich, zu warten. Versprochen.
Anmerkungen und Variationen
Häufige Fehler und ihre Lösungen
Der Senf wird zu fest: Du hast zu lange geköchelt und zu viel Flüssigkeit verdampfen lassen. Kein Problem! Rühre einfach nachträglich noch einen Schluck Rotwein oder Wasser unter, bis die Konsistenz passt.
Der Senf ist zu scharf/säuerlich: Die Lösung für beides heißt: Süße. Ein weiterer Löffel Honig gleicht vieles aus. Auch etwas Olivenöl kann eine zu scharfe Note abmildern.
Die Masse will nicht cremig werden: Die Feigen waren vielleicht doch nicht weich genug. Wenn dein Mixer kleine Stückchen übrig lässt, hilft ein Sieb: Passiere die Masse einfach durch ein feines Haarsieb, dann wird sie absolut glatt.
Kreative Abwandlungen
Trau dich, zu experimentieren! Das Rezept ist deine Leinwand.
* Orange Zest: Die abgeriebene Schale einer unbehandelten Orange verleiht eine wunderbar frische, zitrusige Note.
* Whisky oder Brandy: Ersetze 50 ml des Weins durch einen kräftigen Schluck Whisky oder Brandy für eine tiefere, rauchigere Erwachsenen-Version.
* Rosmarin oder Thymian: Ein kleiner Zweig mitgekocht und vor dem Pürieren entfernt, bringt ein herzhaftes, mediterranes Aroma.
Wozu das ganze? Die Einsatzmöglichkeiten!
Klar, zu Grillgut ist es offensichtlich. Aber dieser Feigen-Senf ist so viel mehr!
* Zum Käse: Auf einem Cheeseboard mit kräftigem Bergkäse, Blauschimmelkäse oder einem alten Cheddar ist er absolut unschlagbar.
* Im Burger: Ersetze die langweilige Sauce durch eine Schicht Feigen-Senf – Game Changer!
* Als Marinade: Bestreiche Lammkeule oder Entenbrust vor dem Braten damit. Sie karamellisiert wunderbar.
* Auf dem Brot: Einfach nur auf frischem Bauernbrot mit einer dicken Scheibe Butter… Himmel.
Also, was hält dich auf? Geh los, besorg dir die Zutaten und mach dich an die Arbeit. Dieser selbstgemachte Feigen-Senf wird nicht nur deine Würstchen retten, sondern auch deinen Ruf als Grillmeister oder kulinarischer Gastgeber endgültig zementieren. Und wenn du dann dein erstes Glas öffnest und dieser Duft dich umhaut, dann denk an mich. Guten Appetit!