Weißt du noch? Diesen einen Moment, als du das letzte Mal auf Mallorca warst und in einer kleinen Bodega oder auf dem Markt in Palma diesen unwiderstehlichen, tiefdunklen Brotaufstrich probiert hast? Er schmeckte nach purem, konzentriertem Sommer, nach süßen Feigen und einem Hauch von Gewürzen, der dich sofort an ferne Länder und sonnengewärmte Steinterrassen denken ließ. Es war keine gewöhnliche Marmelade. Es war Feigenmarmelade, wie sie nur auf der Insel gemacht wird – intensiv, würzig und mit einer ganz besonderen Konsistenz. Und ich verrate dir ein Geheimnis: Dieses Stück mallorquinische Sonne kannst du ganz einfach in deiner eigenen Küche einfangen. Es ist kein Hexenwerk, es erfordert nur ein wenig Zeit, Liebe zum Detail und die Bereitschaft, dich auf ein kleines kulinarisches Abenteuer einzulassen. Vergiss das Gekaufte aus dem Supermarkt, das oft nur eine blasse Erinnerung an den echten Geschmack ist. Heute kochen wir gemeinsam Feigenmarmelade wie auf Mallorca – authentisch, unverfälscht und mit Seele.
Zutatenliste
Hier geht es nicht um Masse, sondern um Klasse. Nimm dir Zeit, die besten Zutaten zu besorgen – sie machen den entscheidenden Unterschied.
- 1 kg frische, reife Feigen (am besten Bio, denn wir verwenden die Schale mit). Achte darauf, dass sie weich, aber nicht matschig sind. Je reifer, desto weniger Zucker brauchst du später.
- 500 g Gelierzucker 2:1. Warum 2:1? Ganz einfach: So wird die Marmelade intensiver im Fruchtgeschmack und weniger süß, genau wie es sich für eine authentische mallorquinische Feigenmarmelade gehört.
- Saft einer halben Bio-Zitrone. Das ist dein Geheimwaffe für Frische und hilft dabei, dass die Marmelade später gut geliert.
- 1 Zimtstange (ca. 5-6 cm) – bitte kein Zimtpulver! Der Stange entfaltet ihr Aroma langsam und subtil.
- 3-4 Gewürznelken. Sie verleihen eine wunderbare, warme Tiefe.
- Optional, aber absolut empfehlenswert: Die abgeriebene Schale einer halben Bio-Orange oder, für die ganz Mutigen, eine Prise frisch geriebene Muskatnuss.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Jetzt wird’s ernst. Aber keine Sorge, ich gehe mit dir jeden Schritt. Stell dir am besten deine Lieblingsmusik an und genieße den Prozess. Das Aroma, das jetzt deine Küche erfüllt, ist purer Urlaub.
Vorbereitung ist alles: Die Feigen
- Wasche die Feigen gründlich ab und trockne sie vorsichtig ab. Schneide nun den harten Stielansatz ab. Den Rest, also die wertvolle Schale und das ganze Fruchtfleisch, verwenden wir. Ja, du hast richtig gehört! Die Schale gibt nicht nur eine wunderbare Textur, sondern auch eine intensive Farbe.
- Jetzt kommt der entscheidende Schritt für die typisch rustikale Konsistenz: Schneide die Feigen nicht zu klein. Ich hacke sie grob mit einem Messer oder zerteile sie sogar von Hand in mundgerechte Stücke – so bleiben kleine, saftige Fruchtstücke in der Marmelade erhalten und sie wird nicht zu einem einförmigen Brei. Du wirst den Unterschied schmecken!
Der magische Kochvorgang
- Gib die grob zerkleinerten Feigen zusammen mit dem Gelierzucker und dem Zitronensaft in einen großen, schweren Topf (einem Dutch Oven oder einem breiten Edelstahltopf). Vermische alles vorsichtig und lass es für etwa 30 Minuten ziehen. In dieser Zeit zieht der Zucker den Saft aus den Feigen – du wirst sehen, wie sich eine sirupartige Flüssigkeit bildet. Das ist pure Magie und der Grundstein für eine perfekte Marmelade.
- Nun kommen die Gewürze dazu: Zimtstange und Nelken einfach unterheben. Jetzt den Herd auf mittlere Hitze stellen und die Mischung langsam zum Kochen bringen. Achtung, eine der häufigsten Fehlerquellen: Koche die Marmelade nie auf höchster Stufe! Sie muss nur leicht vor sich hin blubbern. Ein zu starkes Kocht zerstört das Aroma und die schönen Fruchtstücke.
- Lass das Ganze nun für etwa 15-20 Minuten köcheln. Währenddessen bildet sich ein leichter Schaum auf der Oberfläche. Diesen Schäum einfach mit einer Schaumkelle oder einem Löffel ab. Das macht die Marmelade später schön klar. Rühre zwischendurch immer mal wieder um, damit nichts am Boden anbrennt.
Der Geliertest – deine Rettung vor flüssiger Marmelade
- Du bist unsicher, ob sie schon fertig ist? Mach den Geliertest! Nimm einen kleinen Teller und stelle ihn für ein paar Minuten ins Eisfach. Dann gib einen Klecks der heißen Marmelade auf den kalten Teller. Wenn er nach einer Minute antrocknet und seine Form hält, eine Haut bildet und nicht mehr läuft, ist sie perfekt. Wenn nicht, lasse sie noch ein paar Minuten weiterköcheln und probiere es erneut. Dieser Test ist Gold wert und rettet dich vor einer zu flüssigen Marmelade.
- Sobald die Gelierprobe erfolgreich war, nimm den Topf sofort vom Herd. Entferne die Zimtstange und die Nelken. Ja, ich weiß, man könnte sie drin lassen, aber sie geben sonst zu viel Schärfe ab.
Ab in die Gläser
- Fülle die kochend heiße Marmelade sofort in saubere, desinfizierte Schraubgläser. Am besten stellst du die Gläser vorher für eine Minute in den heißen Backofen, um sie zu sterilisieren. Fülle die Gläser bis zum Rand, verschließe sie sofort fest und stelle sie für 5-10 Minuten auf den Kopf. Durch diese Technik entsteht ein Vakuum, das die Marmelade länger haltbar macht. Danach drehst du sie wieder um und lässt sie vollständig abkühlen. Das leise „Plopp“-Geräusch, das du hörst, ist der Sound des Erfolgs!
Anmerkungen und Variationen
Die Basis steht. Aber jetzt wird es erst richtig spannend. Eine Marmelade zu kochen ist wie eine Einladung zum Experimentieren. Trau dich, deine eigene Signature-Marmelade zu kreieren!
Deine persönliche Note
- Feigenmarmelade mit Orangenschale: Die abgeriebene Schale einer halben ungespritzten Orange unterheben, kurz bevor du die Marmelade in die Gläser füllst. Das gibt eine wunderbar frische, zitrusige Note.
- Feigenmarmelade mit Anis: Ersetze die Nelken durch einen Teelöffel Anissamen. Das ergibt ein ganz anderes, sehr mediterranes Aroma.
- Feigen-Chutney: Lust auf etwas Herzhaftes? Füge eine fein gehackte Zwiebel, einen Schuss Rotwein und einen Esslöffel Balsamico-Essig hinzu und lasse alles gemeinsam einkochen. Perfekt zu Käse und Fleisch!
- Ohne Gelierzucker: Für die Puristen unter euch: Du kannst auch mit reinem Zucker und Pektin als Geliermittel arbeiten. Das erfordert mehr Fingerspitzengefühl, gibt dir aber die volle Kontrolle über die Süße.
Lagerung und Genuss
Die verschlossenen Gläser halten sich an einem kühlen, dunklen Ort mindestens ein Jahr. Einmal geöffnet, gehört die Marmelade in den Kühlschrank. Und jetzt der wichtigste Teil: Wie genießt man dieses Kunstwerk? Natürlich auf frischem Brot oder Brötchen. Aber probier sie doch auch mal zu einem kräftigen Käse, zu gegrilltem Lamm oder einfach zu einem einfachen Naturjoghurt. Du wirst überrascht sein, wie vielseitig deine selbstgemachte mallorquinische Feigenmarmelade ist.
Also, worauf wartest du noch? Der nächste Marktbesuch, die Suche nach den perfekten Feigen und dieses unvergleichliche Gefühl, wenn du das erste Glas öffnest und der Duft von mallorquinischem Sommer deine Küche erfüllt – das alles liegt jetzt in deiner Hand. Viel Spaß beim Kochen und Genießen




