Stell dir vor, du schlenderst an einem lauen Sommerabend durch eine andalusische Gasse, das Lachen der Menschen vermischt sich mit Gitarrenklängen, und in der Luft liegt der süße, komplexe Duft von Orangen, Vanille und Gewürzen. Dieses Gefühl, diese pure Lebensfreude, kannst du dir ganz einfach nach Hause holen – in Form eines selbstgemachten Likörs 43. Warum also nicht mal den Profi in dir wecken und diesen legendären spanischen Likör, der nach den sagenhaften 43 Zutaten benannt ist, in deiner eigenen Küche zaubern? Keine Sorge, du brauchst kein Alchimist zu sein. Das Geheimnis liegt im kunstvollen Zusammenspiel weniger, aber feiner Zutaten, die den charakteristischen Geschmack ergeben. Es ist ein Projekt, das Geduld belohnt und bei deinem nächsten Sommerabend für absolute Begeisterung sorgen wird. Also, lass uns direkt loslegen!
Zutatenliste
Für deinen eigenen Likör 43 benötigst du keine exotischen Zutaten aus fernen Ländern. Das Meiste findest du in jedem gut sortierten Supermarkt oder online. Achte auf Qualität, denn sie schmeckt man am Ende heraus.
- 1 Liter guter, neutraler Korn oder Wodka (mind. 37,5%, aber 40% sind ideal)
- Abrieb von 2 unbehandelten Orangen (wichtig: nur die orangene Schale, ohne die weiße Bitterhaut!)
- Abrieb von 1 unbehandelten Zitrone
- 2 frische Vanilleschoten (ja, frisch! Das Pulver ist kein vollwertiger Ersatz)
- 4 Gewürznelken
- 1 Zimtstange (etwa 5-6 cm lang)
- 1 Teelöffel Koriandersaat
- 1/2 Teelöffel Kardamomkapseln, leicht angedrückt
- 250 ml Wasser
- 350 g weißer Zucker
- 1 Teelöffel reiner Vanilleextrakt (als Booster für die Vanillenote)
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Die Basis: Der Ansatz
Nimm ein großes, sauberes Schraubglas (mind. 1,5 Liter Fassungsvermögen) und stell es bereit. Nun kommt der kreative Teil: Wasche die Orangen und die Zitrone gründlich ab und reibe dann vorsichtig nur die bunten Teile der Schale ab. Achte penibel darauf, keine der weißen Stellen zu erwischen – die machen den Ansatz sonst bitter. Gib den Abrieb direkt in das Glas. Jetzt halbierst du die Vanilleschoten der Länge nach, kratzt das Mark heraus und gibst beides – Mark und Schoten – in das Glas. Füge die Nelken, die Zimtstange, die Koriandersaat und den Kardamom hinzu. Gieße nun den gesamten Liter Korn oder Wodka darüber. Verschließe das Glas fest und schüttle es kräftig, damit sich alles gut vermischt.
Die Geduldsprobe: Die Ziehzeit
Jetzt heißt es warten. Stell das Glas an einen dunklen, nicht zu warmen Ort – die Abstellkammer oder ein Küchenschrank sind perfekt. Lass den Ansatz für mindestens 2, besser 4 Wochen ziehen. Schüttle das Glas alle zwei, drei Tage einmal kräftig durch. Du wirst sehen, wie sich die Farbe langsam von klar zu einem warmen Goldgelb verändert. Nach der Ziehzeit wird es spannend: Nimm ein kleines Schnapsglas und probiere vorsichtig einen Schluck. Ist der Geschmack intensiv genug für dich? Wenn nicht, darf er ruhig noch eine Woche länger ziehen. Hier entscheidest du!
Die Vollendung: Das Abseihen und Süßen
Nun geht es ans Feintuning. Nimm ein feines Sieb oder, für ein kristallklares Ergebnis, einen Kaffeefilter und stell es über eine große Schüssel. Gieße die gesamte Flüssigkeit durch das Sieb. Drück die Gewürze und Schalenreste ruhig leicht aus, aber quetsche sie nicht zu sehr, sonst können bittere Noten entstehen. Was zurückbleibt, kannst du entsorgen – ihre Aufgabe ist erfüllt.
Jetzt kochst du den Sirup: Erhitze das Wasser mit dem Zucker in einem Topf bei mittlerer Hitze, bis sich der Zucker vollständig aufgelöst hat. Lass den Sirup komplett abkühlen – das ist entscheidend! Würdest du heißen Sirup hinzufügen, würde der Alkohol verdampfen. Sobald der Sirup kalt ist, vermischst du ihn mit deinem gefilterten Ansatz und dem Teelöffel Vanilleextrakt in einer sauberen Flasche. Schüttle alles kräftig, bis es sich verbunden hat.
Die letzte Reife
Dein Likör 43 ist jetzt eigentlich fertig. Aber ein kleiner Profi-Tipp: Lass ihn nochmal eine Woche im Kühlschrank durchziehen. In dieser Zeit vermählen sich die Aromen von Alkohol und Süße endgültig zu einer runden, harmonischen Einheit. Du wirst den Unterschied schmecken!
Anmerkungen und Variationen
Typische Fehler und wie du sie vermeidest
Der häufigste Fehler ist die weiße Schale der Zitrusfrüchte. Sie enthält Bitterstoffe, die den gesamten Likör ruinieren können. Nimm dir Zeit beim Abreiben! Ein weiterer Klassiker: Ungeduld. Die Aromen brauchen einfach ihre Zeit, um sich zu entfalten. Zwei Wochen sind das absolute Minimum. Vier sind besser. Und vergiss nicht, den Zuckersirup komplett abkühlen zu lassen, bevor du ihn zum Alkohol gibst.
Deine persönliche Note: Experimentiere!
Das Schöne am Selbermachen ist die Freiheit. Du bist der Chef deines Likörs!
- Mehr Zitrus? Füge beim nächsten Mal den Abrieb einer Blutorange oder Grapefruit hinzu für eine fruchtig-tiefere Note.
- Weniger süß? Reduziere die Zuckermenge einfach auf 250 oder 300 Gramm.
- Extra würzig? Probiere eine Prise Safranfäden oder eine kleine Scheibe frischen Ingwers im Ansatz aus.
Du siehst, die Möglichkeiten sind endlos. Vielleicht kreierst du ja deinen eigenen Hauslikör mit der Nummer 44?
Wie und wann genießen?
Pur und eisgekühlt ist er einfach unschlagbar. Aber dein selbstgemachter Likör 43 ist auch die perfekte Basis für atemberaubende Cocktails. Er ist die Seele in einer Carajillo (einfach einen Schuss Likör in einen heißen Espresso rühren) oder in einem White Russian anstelle des Kaffee-Likörs. Oder du mixt ihn mit Orangensaft und Prosecco für einen sommerlichen Aperitif. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Also, worauf wartest du noch? Schnapp dir die Zutaten und fang an. Die spanische Sonne im Glas wartet nur darauf, von dir eingefangen zu werden. Prost, oder wie man in Spanien sagt: ¡Salud




